3. „Mutrede“
Motivationsrede
Meine lieben Mitschüler und Mitschülerinnen, Lehrer und Lehrerinnen, Freunde und Freundinnen, Tanten, Onkel, Großmütter, Großväter und alle, die dies je zu hören oder zu lesen bekommen:
Ich bin mir sicher, die aktuelle Lage um die Corona-Pandemie zerstört unseren Alltag derzeit so gewaltig, wie es sonst nur wenige Ereignisse vermögen.
Seit zwei Wochen ist keiner von uns zur Schule gegangen, die meisten haben ihre Freunde seit einiger Zeit wohl nicht mehr gesehen. Die Supermärkte sind leergekauft, seit Monaten bekommt man nirgendwo Desinfektionsmittel oder Klopapier – was durchaus etwas ironisch scheint, ich kenne niemanden der gerne Desinfektionsmittel trinkt und Klopapier isst – wir alle, auch unsere Eltern, machen Home-Office und haben das Gefühl, langsam an einer Mischung aus Langeweile und Stress zugrunde zu gehen.
45 000 Fälle in Deutschland, knapp 280 Tote, 550 000 Fälle weltweit, 25 000 Tote.
Diese Zahlen klingen dramatisch und ich bin sicher, das sind sie auch, doch lasst uns unsere eigene Lage so sinnvoll und angenehm wie möglich betrachten.
Gut, wir haben seit zwei Wochen keinen unserer Freunde gesehen. Gut, wir haben langsam wirklich die Nase voll davon, jeden Tag von unseren kleinen Geschwistern beim Monopoly spielen abgezogen zu werden. Gut, sämtliche sportliche Aktivität und wohl auch die meisten Urlaube, die wir für das „glorreiche“ Jahr 2020 geplant hatten, fallen ins Wasser.
Aber lasst uns auch an die anderen Menschen denken.
Denkt doch mal an die Menschen, die dieses Jahr ihr Abitur schreiben. Die seit 12 oder 13 Jahren auf diese 3 Monate zwischen März und Juni warten, die mühsam Abibälle, Abistreiche sowie Mottowochen geplant haben, die vielleicht auch einfach die letzten paar Wochen der „besten Zeit ihres Lebens“ (wie alle Menschen, die nicht mehr zur Schule gehen, es ja gerne betonen, lasst uns ihnen einmal Glauben schenken) mit ihren Freunden genießen und einfach das tun wollen, was sie bisher ihr ganzes Leben lang getan haben: zur Schule gehen. Ein letztes Mal.
Denkt doch mal an die 5 Klässler, deren Syltfahrt dem Corona Virus zum Opfer gefallen ist. Können wir Philippiner nicht alle daran zurückdenken, was für eine schöne Zeit wir auf dieser Klassenfahrt hatten? Ist es nicht traurig, dass so viele Menschen Dinge verpassen, auf die sie sich lange gefreut haben? Ich denke schon.
An alle, die derzeit etwas Schönes opfern müssen, um niemanden zu gefährden, möchte ich mein herzliches Bedauern aussprechen, welchem wohl die meisten meiner Klassenkameraden zustimmen würden. Haltet durch! Ich bin sicher, ihr werdet auch ohne Mottowoche oder Syltfahrt (Aktionen die ja eventuell nachgeholt werden können) ein erfülltes Leben haben und nicht daran sterben.
Und an alle anderen: Stellt euch bitte nicht so an. Schlaft aus, spielt weiter Monopoly und erledigt eure Schulaufgaben. Geht vor die Tür oder macht Musik. Sonst haben wir alle ja immer viel zu viel zu tun, vielleicht ist diese Entschleunigung sinnvoll.
Und denkt an die Menschen, denen die Pandemie sehr viel mehr schadet oder schaden könnte als euch selbst: Sämtlichen Abiturienten, Syltfahrern, unseren Großeltern.
Und denkt an die positiven Auswirkungen, die die aktuelle Situation vielleicht haben könnte: klares Wasser in den Kanälen Venedigs, Delfine in den Häfen Sardiniens, weniger CO2 Ausstoßung und zuletzt die Solidarität, die betroffene Staaten und Menschen einander entgegenbringen. Hat das nicht auch etwas Positives?
Also ich bitte euch: Bleibt zuhause, haltet durch! Wir sitzen alle im selben Boot!
Miriam Wohlleben, 10a
https://interaktiv.morgenpost.de/corona-virus-karte-infektionen-deutschland-weltweit/