Reden schreiben

Allgemein

in Zeiten des Corona-Virus‘ (Deutschunterricht, 10a)

Die Schülerinnen und Schüler der 10a haben sich im Deutschunterricht mit dem Thema „Rede“ und „Redeanalyse“ beschäftigt. Aus gegebenem Anlass hatten nun alle die Aufgabe, eine Rede zu schreiben, die insbesondere Schülern und Schülerinnen in dieser außergewöhnlichen Zeit Mut machen soll. Im Folgenden einige Kostproben:

Dank „Corona“ dem Schulalltag entfliehen?

Fluch oder Segen?

(… zu Risiken und Nebenwirkungen frag Deine Klassenfreunde; … oder lies meine Rede …)

,,Corona“ hat doch auch seine guten Zeiten,  so könnte man lapidar meinen.  ,,Corona“- Zeit ist Ferienzeit,  ist „Schul-frei-Zeit“ ; … was soll daran schlecht sein?

Vorgezogene Ferien; abends lange aufbleiben und morgens lange schlafen; keine stressige Busfahrt in völlig überfüllten Schulbussen; keine nervigen Lehrer; Auszeit von den Klassenfreunden, die ich eh nicht so mag; keine 8 Stunden irgendeinem ,,Stoff“ an der Tafel folgen und, und, und; was soll also schlecht sein an ,,Corona“? Gut, dass mich das Virus erwischt, oder meine Eltern,  Oma oder Opa,  das wär wohl nicht so toll.  Aber das wird es schon nicht und deshalb ist es ja so megaklasse,  dass ,,Corona“ für schulfrei sorgt.  Endlich schon am Anfang eines Jahres lange Ferien, fast wie Sommerferien, wobei ja noch nicht feststeht,  ob es dank ,,Corona “ nicht noch in die Verlängerung meines ,, Sonderurlaubs“ geht.  Gut; ab und an Mails und in die Cloud schauen und zwischen chillen und noch mehr chillen,  ein bisschen was für die Schule tun; um dann für den Rest des Tages ,,frei “ zu sein. 

Kennst auch du all das? Genießt auch du all diese Freiheiten dank ,,Corona“ ; … Ich bin ehrlich; ja; in den ersten Tagen denkt man vielleicht so, genießt es und lebt so in den Tag hinein.  Aber auf Dauer?

Kannst du dir vorstellen,  dass es auch welche gibt,  denen es manchmal so geht wie mir nach nur wenigen Tagen? nämlich dass einem was fehlt? Ja. Dass einem was fehlt. 

Ist Schule nicht mehr als öde Stoffvermittlung? Nicht mehr als nervige Lehrer und stressige Klassenfreunde? Nicht mehr als ein ,,Absitzen“ von 6 oder 8 Stunden am Tag? Ist ,,Corona “ nicht mehr als nur ,,Segen “ ,was die Schulzeit angeht? ;  ist ,,Corona “ nicht auch Fluch in doppelter Hinsicht?

Ich denke schon.  Nicht nur,  dass das Virus in erster Hinsicht gefährlich ist und im schlimmsten Fall eine Infektion tödlich enden kann.  Nein,  ,,Corona “ ist auch in zweiter Hinsicht Fluch.

Fluch zugleich,  weil mir schon nach einigen Tagen Vieles fehlt; … zuvorderst vermisst man Klassenfreunde ,mit denen man wirklich befreundet ist,  die man mag und die man gerne wiedersehen möchte,  weil man es gewohnt ist, sie zu sehen,  sich mit ihnen zu verabreden und zu treffen.  Man vermisst sogar manchmal diejenige oder denjenigen,  den man in der Klasse nicht so mag; da fehlt einem die blöde Frage im Unterricht von dem ein oder anderen genauso wie manchmal die blöde Anmache.  Ja,  man vermisst sogar die Lehrer; vielleicht den einen mehr und den anderen weniger; aber man vermisst sie. 

Ja; all das kann Fluch und eben nicht nur  ,,segensreiche“ Schul-frei-Zeit“ sein; und wenn man dann vielleicht zu Hause auch noch allein ist,  weil Papa und Mama Gott sei Dank noch arbeiten dürfen und man aber ja ohnehin selbst zu Hause mehr oder weniger getrennte Wege gehen soll, um der Ansteckungsgefahr zu entgehen,  dann wird’s zu Hause ,,eng “ um einen,  dann wird’s einsam; und selbst ein Blick aus dem Fenster auf die Straße,  ändert nicht viel daran und sorgt kaum für Abwechslung,  denn auch draußen dürfen die Menschen nicht so sein wie gewöhnlich, dürfen sich nicht mehr als 2 Personen zusammen aufhalten,  nicht shoppen und, und, und…

Aber muss ich deswegen meinen Mut,  meinen Spaß,  mein gutes Gemüt aufgeben? ; oder kann ich etwas dagegen tun?

Oh jaa; das kann ich.  Zunächst darf ich Mut mir gegenüber zeigen;  Mut zu haben, mir einzugestehen,  dass ich mich mit alldem doch nicht so gut fühle; dass mir die Decke manchmal auf den Kopf fällt.  Ja.  Mut.  Denn mit Mut fangen oft die schönsten Geschichten an.  Und ja, ich kann was gegen das Vermissen,  gegen die Einsamkeit tun.  Ich kann mehr telefonieren oder mit modernen Kommunikationsmitteln weiterhin Kontakt zu liebgewonnenen Freunden haben. Ich kann mal wieder auch das klassische Briefe-Schreiben üben  und damit andere überraschen.  Ich kann Schüler meiner Schule,  mit denen ich vielleicht früher, aber die letzte Zeit weniger Kontakt hatte,  überraschen,  indem ich mich einfach mal melde; einfach mal frage, wie es ihnen geht und wie sie den Alltag jetzt erleben.  Ich kann bei unseren Hausarbeiten mich unbekümmert über Telefon,  Mail,  WhatsApp,  Skype und Co austauschen,  ergänzen, und zwar ohne Zeitdruck,  ohne Zeitmangel; … denn wenn ich in diesen Tagen eines habe,  dann ist es Zeit. Ich kann aber in meiner freien Zeit auch für andere,  für ältere und kranke Menschen in meiner Nachbarschaft,  da sein,  indem ich frage,  ob ich was für sie tun kann,  ob ich kleine Besorgungen für sie erledigen kann,  ohne natürlich nahen und direkten Kontakt zu ihnen zu haben. Ich kann Klassenfreunde animieren das Gleiche zu tun und mich mit ihnen am Ende des Tages austauschen via Telefon oder WhatsApp.  Ich kann während dieser Zeit mein persönliches ,,Corona“-Tagebuch führen und zwar selbst dann,  wenn ich mit Tagebuch-Schreiben ansonsten nichts am Hut habe; … ich kann dadurch Neues entdecken und neue Erfahrungen machen.  Ich kann persönliche Infos sammeln, für mich festhalten bezüglich ,,Corona “ hier vor Ort, in Hessen und Deutschland allgemein und weltweit; denn vielleicht werden meine  Aufzeichnungen später mal wertvoll und interessant,  wenn wir nach vielen Jahren auf diese Zeit zurückblicken. 

Insofern möchte ich euch und uns allen Mut und Hoffnung machen,  dass diese Zeit trotz allem keine verlorene Zeit ist;  dass diese Zeit eben mindestens genau so viele Chancen bietet wie Nebenwirkungen.

Denn es ist der größte Fehler nichts zu tun,  nur weil man meint, nicht viel tun zu können.  TU WAS DU KANNST; und glaub mir,  DU bist NICHT allein!

Bleib gesund!

Liebe Grüße

Nur-Su Aydin, 10a

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