Nouveaux horizons – premier échange :
Vom 19.-24.03.2016 fand unter der Leitung von Herrn Steffen Maier und Herrn Dr. Bernhard Rosenkötter erstmals ein Schüleraustausch zwischen Schülerinnen und Schülern der Klasse 9 des Gymnasium Philippinum und den élèves de la troisième du COLLÈGE ANTOINE DE SAINT-EXUPÉRY in MONTCEAU-les-MINES (Région Bourgogne-Burgund / Département Sâone et Loire [71]) statt.
Frühmorgens ging es am Samstag, dem 19.03., los. Entsprechend neugierig und auch entsprechend aufgeregt waren wir: schließlich war es für die meisten von uns die erste Begegnung en direct mit französischen Familien und mit einer französischen Schule. Um die gut zehnstündige Fahrt bei bestem Wetter an den Vogesen und der wuchtigen Festungsstadt Belfort vorbei durch die Franche-Comté aufzulockern, verließen wir die autoroute und machten einen Abstecher nach RONCHAMP. Dort besichtigten wir die Chapelle Notre-Dame-du-Haut, die wie eine Bergkapelle mitten auf einem Hügel mit wunderbarem Weitblick nach den Plänen des wohl wichtigsten Architekten Frankreichs des 20. Jahrhunderts 1955 erbaut wurde: LE CORBUSIER.
Er setzte mit diesem für uns neuartigen Kirchenbau einen Meilenstein in der Kirchenbauarchitektur. Die unkonventionelle Bauweise mit den versetzten Fenstern und Lichtnischen beeindruckten uns sehr und entsprechend oft wurde fotografiert.
Anschließend ging die Fahrt über Beaune weiter in das weite Burgund hinein durch seine herrlichen sanfthügeligen Weinbaugebiete bis nach Montceau-les Mines, wo uns gegen 17.00 Uhr unsere Corres an der Schule schon erwarteten. Nach einem herzlichen Empfang verteilten wir uns auf unsere Gastfamilien und fuhren in deren Zuhause.
Den folgenden Sonntag verbrachten wir in und mit den Familien. Dies bedeutete für uns alle viele neue Einblicke und Erfahrungen zu Lebensformen, die trotz aller Ähnlichkeiten oft ganz anders als die unsrigen sind.
So gab es bereits am Montagmorgen, als wir uns alle um 8.00 Uhr im Collège wiedersahen, ausreichend über den Vortag zu erzählen, bevor wir mit unseren Corres in einer kurzen Versammlung vom Schulleiter empfangen wurden.
Anschließend ging es mit dem Bus in das Bergwerkmuseum MUSÉE DE LA MINE DE BLANZY. Blanzy ist ein Vorort der ehemaligen Bergwerksstadt Montceau-les-Mines (montceau = monceau = Haufen, Berg, Halde; les mines = Bergwerke). Hier und in der Umgebung bis nach Le Creusot war ein wichtiges Kohleabbaugebiet. Das Museum war im Prinzip der Nachbau eines Bergwerks, in dem wir auch die Möglichkeit hatten, in einer Mine bzw. einem Stollen, nachzuempfinden, wie dort mit schwerem Gerät Kohle abgebaut wurde.
Originale Loren, die noch mit Kohle beladen waren und ein Förderturm sowie die wichtigsten sonstigen Bergbaugerätschaften und Maschinerien vervollständigten den lebendigen Eindruck in die harte Welt des Bergbaus und die Umstände, in denen Kohle in früheren Zeiten abgebaut wurde. Dies reichte von der Arbeit durch Kinder im Alter von nur neun Jahren bis hin zu den Bergbauarbeitern, die aufgrund der körperlichen Strapazen oft bereits mit 45 Jahren ihren Beruf nicht mehr ausüben konnten, wenn sie dieses Alter überhaupt erreichten…
Zur Mittagszeit fuhren wir dann wieder in das Collège zurück und lernten dort in der Cantine den dortigen Mittagsessensbetrieb kennen, der sich doch erheblich von dem unsrigen unterscheidet. Viele Schüler gingen allerdings auch nach Hause, um dort zu essen, bevor um 14.00 Uhr unser Programm fortgesetzt wurde.
In kleinen Gruppen stellten uns die Corres ihre Schule vor. Auch hier gab es viele interessante Unterschiede zu entdecken. Diese reichten von den festen Sitzordnungen in den recht großen Klassenräumen über die Tatsache, dass man nur nach Schulstundenende die Schule verlassen konnte bis hin zur Einzäunung des gesamten Schulgeländes. Um 16.00 Uhr war Schulschluss und wir gingen jeweils mit unseren Korrespondenten nach Hause, um den Rest Tages mit verschiedenen Aktivitäten in den Familien zu verbringen.
Am Dienstag stand eine Exkursion in die Département-Hauptstadt DIJON auf dem Programm. Wir fuhren mit dem Zug dorthin. Mittels einer Stadtrallye lernten wir die Stadt in von Lehrern begleiteten Gruppen kennen. Die Rallye war mit einem Fotomarathon verbunden, bei dem wir zu bestimmten Themen Fotos zu machen hatten. Mittags gab es dann in einem Park ein großes pique-nique, einschließlich eines Gruppenfotos, das die Schule und die Schüler für uns vorbereitet hatten. Am Nachmittag hatten wir dann Gelegenheit in Kleingruppen weiter Dijon kennenzulernen, weitere Fotos zu machen; und es war auch Zeit zum faire du shopping.
Um 17.30 Uhr schließlich waren wir wieder zurück in Montceau und gingen in „unsere Familien“.
Diese Fahrt nach Dijon war ein gelungener Ausflug. Wir sahen in der Rue des Forges die Fachwerkhäuser in völlig anderer Bauweise als die in Marburg oder die prunkvollen Paläste der Ducs de Bourgogne sowie die eindrucksvolle gotische Cathédrale Notre Dame und lernten zudem ein anderes Stadtleben als das uns bekannte kennen, u.a. das interessante große Markttreiben. Natürlich entdeckten wir auch die Läden, in denen der bekannte Dijon-Senf (la moutarde de Dijon) hergestellt bzw. verkauft wurde!
Der Mittwoch, zugleich der letzte Tag unseres Aufenthalts, fand dann in der Schule statt. In den ersten beiden Schulstunden waren wir zusammen mit unseren Corres in deren Unterricht. Wir mussten feststellen, dass dort die Lehrer strenger und die Schüler ruhiger als bei uns waren.
Ab 10 Uhr gestalteten wir dann in der Schulbibliothek Plakate mit den Fotos, die wir am Vortag in Dijon zu einzelnen Themen gemacht hatten. Die Bibliothek selbst wurde von einer Lehrerin beaufsichtigt, die auch gewährleistete, dass man dort gut und konzentriert arbeiten konnte.
Nach dem Mittagessen, das viele Corres mit uns auch im MacDo verbrachten, ging es dann in die Familien zurück oder wir erkundeten weiter die Stadt. Denn üblicherweise ist der Mittwochnachmittag schulfrei. Vom Lasergame über Bowling bis hin zum Mitmachtraining im Leichtathletikclub reichten die Aktivitäten. Aber auch die Erfahrungen in den Familien waren gut: sie gingen vom Schnecken-und Entenessen über üppige und schmackhafte Mahlzeiten bis hin zu den Beschwerden des correspondant über die deutsche Sprache, die so viele verschiedene Ausdrücke für aller hat, wie fliegen, fahren, mit dem Schiff fahren oder den Zug nehmen. Und manche mussten sich auch erst daran gewöhnen, die Schlafstätte mit den Corres zu teilen.
Am Donnerstagmorgen ging es dann ab 7.00 Uhr wieder mit dem Bus in Richtung Marburg. Nach dem Abschied in unseren Familien trafen wir uns an der Schule. Dort konnte man bereits bei schon fast allen Marburger Schülerinnen und Schülern hören, dass für sie der Austausch etwas sehr interessantes und schönes gewesen war und dass sie fast mit allem sehr zufrieden waren.
Herr Maier meinte während der Rückfahrt: „Ihr habt gemerkt: Montceau hat als Stadt keine wirklichen Reize, aber die Menschen sind voller Reize“. Damit traf er genau den Punkt, aufgrunddessen der Austausch so positiv bewertet werden kann. Die Menschen waren sehr hilfsbereit und sympathisch und deswegen war es schön, dort gewesen zu sein. Auch die Landschaft ist sehr reizvoll. Einige von uns haben sogar gemeint, dass sie gerne noch ein paar Tage mehr dort geblieben wären. Man kann also feststellen, dass der erste Austausch mit dem Collège Saint-Exupéry sehr, sehr gut aufgenommen worden ist. Den nachfolgenden Jahrgängen wird es sicherlich daher auch Spaß machen, mit Montceau einen échange zu machen .
Lorenzo Crepaz