Sono stanca – Ich bin müde
No, grazie – Nein, danke
Italien – Sommer, Sonnenschein, Meer und gutes Essen. Diese Bilder gingen uns, neun Schülerinnen des Italienischkurses der Q1 von Frau Lameli, durch den Kopf, als wir am 02. Oktober 2014 im Flugzeug nach Napoli saßen.
Doch so schön es auch in der Vorstellung klang, beschlich uns doch der ein oder andere Zweifel. Ist die Gastfamilie nett? Und können wir uns mit unseren einjährigen Italienischkenntnissen überhaupt verständigen? Im Flugzeug wurde dann der Zettel mit den überlebenswichtigen Vokabeln nochmal ausgepackt, um nicht ganz unvorbereitet zu sein. Am Flughafen in Neapel erwarteten uns drei der neun Austauschpartner des Liceo „Pizzi“ mit der italienischen Lehrkraft, Frau Mezzacapo, die mit uns gemeinsam zu ihrer Schule nach Capua fuhren, wo uns der Rest empfing. Es wurde umarmt und sich vorgestellt. Ein herzlicher Empfang, der den meisten die anfängliche Unsicherheit nahm! Anschließend fuhr jeder mit seiner Gastfamilie nach Hause, teilweise auch in entferntere Dörfer.
Wir waren alle sehr müde und wollten erst einmal ausruhen, jedoch wurden wir Zuhause auch von den anderen Familienangehörigen begrüßt und allen vorgestellt, bevor wir endlich schlafen gehen konnten. Am nächsten Morgen [3.10.2014] trafen wir uns in der Schule und tauschten die ersten Eindrücke aus, die insgesamt sehr positiv waren. Hier lernten wir auch die anderen italienischen Austauschpartner/innen und ihre Deutschlehrerin Frau Mezzacapo näher kennen. Die anschließende Begrüßungsrede von Seiten des Schulleiters, Signor Carafa, wurde abgerundet durch einen kleinen Umtrunk und Imbiss, der kulinarische Köstlichkeiten aus der Region bereithielt.
Bis zum Mittag hatten wir dann Zeit, uns gemeinsam mit den Italienern Capua anzuschauen, wobei sich bald herausstellte, dass die Gruppen gut miteinander harmonierten.
Später ging es dann in Fahrgemeinschaften zu dem Königsschloss von Caserta, dass mit seinen vielen Vergoldungen und prunkvollen Säalen ein besonderer Blickfang war und die meisten zum Fotografieren reizte. In der anschließenden freien Zeit beschloss die Gruppe eigenständig den nahegelegen englischen Garten zu besichtigen.
Nach einer kurzen Shoppingtour durch Caserta und dem damit verbundenem Eis essen traf sich ein Teil der Gruppe abends noch zur „obligatorischen“ Pizza im Stadtteil Santa Maria.
Am nächsten Tag [4.10.2014] ging es dann auch schon das erste Mal nach Neapel, in die alte Kernstadt, wo wir die Kirche Santa Chiara und den bei der Kirche San Lorenzo unterirdisch gelegenen griechisch-römischen Teil der Stadt besichtigten.
Mittags konnte sich die gesamte Gruppe samt den Lehrerinnen mit einer Pizza stärken und zum Schluss blieb ca. eine Stunde Zeit um durch die engen Gassen und Geschäfte der „Spaccanapoli“ zu bummeln. Das Programm für den Sonntag [5.10.2014] war den Familien überlassen, wobei sich viele zusammen in dem größten Einkaufszentrum Kampaniens, dem „Centro Commerciale Campania“ trafen, andere wiederum nach Sorrent ans Meer fuhren.
Am Montag [6.10.2014] war es dann endlich soweit! Wir fuhren nach Pompeji. Darauf hatten wir alle gewartet. Den Vesuv sahen wir schon von weitem. Wir waren alle sehr gespannt, wie sein Krater von nahem aussehen würde. Doch zuerst erhielten wir eine Führung durch die Ausgrabungsstätte von Pompeji. Unser Touristenführer Antonio erklärte uns sehr anschaulich die Geschichte vom alten Pompeji, wobei uns die Realität, die die meisten bis dahin nur von Bildern aus dem Lateinbuch kannten, sehr beeindruckte.
Nach einer abenteuerlichen Busfahrt zum Vesuv hinauf, begleitet vom Hupen des Bussfahrers vor jeder Kurve, und einer anstrengenden Wanderung standen wir am Krater des Vulkans, der Pompeji zum Verhängnis wurde, und stellten erstaunt fest, dass aus diesem immer noch Rauch emporstieg. Der darauffolgende Tag am Meer [7.10.2014] begann in Salerno mit einer Führung durch das Franziskanerkloster und endete mit anschließendem Rundgang durch den Stadtkern. Den Nachmittag haben wir in Vietri, einem Nachbarort Salernos mit Bademöglichkeit, verbracht. Nur die deutschen Schülerinnen hatten den Mut schwimmen zu gehen, die italienischen nahmen lediglich ein Sonnenbad auf den nahe gelegenen Felsen.
Abends traf sich dann ein Großteil der Gruppe zum Bowlen, der Rest ging auf zwei Geburtstage von Verwandten und Freunden.
Am nächsten Tag [8.10.2014] fuhren wir noch einmal nach Neapel, diesmal um den neueren Teil zu besichtigen. Allerdings konnten wir uns nicht richtig auf die Führung konzentrieren, da wir von einem klitzekleinen Babykätzchen abgelenkt wurden, das wir mutterseelenallein auf der Straße gefunden hatten und das wir nun alle retten wollten. Letztendlich fanden wir, nachdem wir es die ganze Zeit mit uns getragen hatten, drei Italienerinnen, die es mitnahmen. Hinzu kam auch noch, dass wir mitten in einen riesigen Menschenpulk hineingerieten, der sich versammelt hatte, um Justin Bieber, der in einem Hotel vor Ort Urlaub machte, zu sehen. So kamen wir in der kurzen Zeit auch noch in den Genuss, einem Star zu begegnen!
Am letzten Abend unseres Aufenthalts feierten wir mit unseren italienischen Austauschschülern, die uns schon ans Herz gewachsen waren, eine rührende Abschiedsparty. Es wurde viel gegessen, gelacht und auf die vergangene Woche zurückgeblickt. Und natürlich wurden die letzten Fotos gemacht.
Am nächsten Tag [9.10.2014] war die Trauer groß, als wir uns am Flughafen Neapel voneinander verabschieden mussten. Zwar würden wir uns alle in einem halben Jahr in Marburg wiedersehen, trotzdem flossen die eine oder andere Träne, nicht nur unter den Austauschpartnern, sondern auch bei den Gasteltern, die uns alle insgesamt sehr herzlich gesonnen waren und uns ins Herz geschlossen hatten. Zuhause angekommen freuten wir uns sehr, die doch recht riskante Fahrweise der Italiener überlebt zu haben. Doch trauerten wir auch alle ein Stück der schönen Zeit und dem schönen Wetter in Italien nach. Denn trotz der Müdigkeit, die uns so manches Mal übermannte wegen des doch umfangreichen Programms und des vielen vielen (manchmal auch zu vielen) Essens, das uns Tag für Tag von den Gastfamilien angeboten wurde, überwiegten die positiven Seiten des Austausches, wie z.B. dass wir viele neue Freunde gefunden, viel von der italienischen Kultur gelernt und nicht zuletzt unsere Kenntnisse der italienischen Sprache erweitert haben. Insgesamt schauen wir also alle mit einem lachendem, aber auch mit einem weinenden Auge auf die schöne, ereignisreiche Zeit in Kampanien zurück.
Von Anika Wandersee und Frederica Heckert