Politisches Forum
Es ist guter Brauch geworden, möglichst regelmäßig die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe zu einem POLITISCHEN FORUM zusammenzuführen, in dem aktuelle oder auch längerfristig bedeutsame Probleme der Politik erörtert werden, intensiver als es im Unterricht oft möglich ist, und vor allem mit Referenten, die aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit in besonderer Weise sachkundig sind. In den zurückliegenden Jahren wurde so die Möglichkeit geboten, über Umweltprobleme wie Klimakatastrophe und Ozonloch zu sprechen, über aktuelle Fragen der Entwicklungspolitik in der sogenannten Dritten Welt, über die Situation in dem von einem Bürgerkrieg zerrissenen Afghanistan - und viele andere Fragen mehr.

zurück
Kann man den Parteien überhaupt noch vertrauen? (2011)
Marburger Jungpolitiker geben Antworten zu aktuellen Fragestellungen

Christine Kopp / Sarah Zitterbarth



Nach einigen Schulwochen und vielen Unterrichtseinheiten zu Demokratie und zum Parteiensystem Deutschlands, veranstalteten die beiden Leistungskurse Politik- und Wirtschaft der Jahrgangsstufe 12 des Gymnasium Philippinum eine Podiumsdiskussion mit Marburger Jungpolitikern der verschiedenen Parteien, um Kontakt mit Politikern auch einmal live zu erleben.

Ziel sollte es sein, aus nächster Nähe einen Blick auf die Ansichten und Einstellungen der Jungpolitiker auf kommunaler Ebene zu werfen.

Das Einladen von Politikern, die der gleichen Generation angehören wie die zuhörenden Schüler, sollte außerdem die Identifizierung mit den politischen Inhalten erleichtern.

Stellvertretend anwesend für die jeweiligen Jungparteien waren Hendrik Gesthuysen (Die Linke), Johannes Röder (SPD), Mathias Range (CDU), Stephan Schartner (FDP) und Kai Braunschweiger (Die Grünen).

Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von der Schülerin Karolina Kubusch und dem Schüler Victor Gojdka, die Fragen und Diskussionsanregungen für die vier verschiedenen Themen vorbereitet hatten.



Die erste Diskussionsrunde beschäftigte sich mit dem Thema der Politikverdrossenheit, ein Thema, das für die Schüler nicht nur aufgrund des Unterrichtsstoffes, sondern auch für sie als Generation der neuen jungen Wähler unmittelbar aktuell war.

Über die Frage, wie man mit großen Wahlverlusten und unzufriedenen Wählern, die auf der Straße protestieren, umgehen solle, waren sich die Vertreter der SPD, CDU und FDP weitgehen einig und betonten, dass man nicht immer mit allen Zielsetzungen einer Partei einverstanden sein könne und man sich deshalb um Diskussionen und Dialoge bemühen sollte, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Auch Proteste von Seiten der Wählerschaft täten der Demokratie dabei manchmal gut, meinte der Vertreter der FDP.

Der Vertreter von Die Linke entgegnete der These des Moderators, Die Linke würde von Wählern aus Protest und nicht wegen ihres Inhaltes gewählt, dass Protest durchaus auch als eine Form von Inhalt angesehen werden könne, wenn die anderen Parteien nicht in der Lage seien, die Interessen der Wähler zufriedenstellend zu vertreten.

Der Vertreter von Die Grünen äußerte, dass er Elemente einer direkten Demokratie als Heilmittel zur Politikverdrossenheit für schwierig halte und führte die Probleme bei den Abstimmungen zur Schulreform in Hamburg auf.

In der darauffolgenden kurzen Diskussion mit den Schülern wurde die Frage behandelt, wie man überhaupt noch darauf vertrauen könne, dass Parteien danach handeln, was sie versprechen.

Am wichtigsten sei es, meinte der Vertreter der CDU daraufhin, dass man einen Konsens vor Augen hätte, dass man sich aber auch darüber im Klaren sein müsse, dass nicht immer alle Ziele erfüllt werden könnten, da Wahlprogramme im Grunde genommen vor allem Maximalforderungen darstellten.

Als Mitglied der Jugendorganisation einer Partei müsse man jedoch auch Fehler der Parteien auf Bundesebene zugeben, fügte der Vertreter von Die Linke hinzu.

Nachdem die erste Runde noch sehr moderat verlaufen war, zeichneten sich beim zweiten Thema `Bildung` die Fronten deutlicher ab.

Über die umstrittene Schulreform G8 wurde heftig diskutiert.

Der Förderung des internationalen Wettbewerbs, deren Wichtigkeit der Vertreter der CDU stark betonte, standen die Forderungen nach Alternativen und einem flexibleren, die Autonomie der Schulen stärkenden Schulkonzept gegenüber.

Auf die kritische Frage eines Schülers, ob es bei der Bildung in Deutschland nur noch darum gehen solle, neue Eliten hervorzubringen, antwortete der Vertreter der SPD, dass es vielmehr darum gehen müsse, jeden der eigenen Begabung nach zu fördern, wodurch auch Leistungseliten entstehen könnten.




Der Vertreter von Die Grünen würde auf Eliten lieber verzichten und die der Vertreter der FDP betonte, dass nicht die Dauer, sondern die Qualität der Bildung an vorderster Stelle stehe.

Moderatorin Karolina Kubusch brachte mit aktuellem Bezug zum Klimagipfel in Cancun das Thema Umwelt in die Diskussion mit ein.

Der Vertreter von Die Linke, von SPD und von Die Grüne waren sich einig, dass man an dem Ausstieg aus der Atomkraft festhalten und sich verstärkt für die Förderung erneuerbarer Energien einsetzen müsse.

Man könne jedoch auch nicht darauf vertrauen, dass die Vereinbarungen über CO2-Zertifikate auf den Klimagipfeln das Klima zwangsläufig retten. Vielmehr sei es wichtig, zu lernen, anders zu wirtschaften als bisher. Der Vertreter der FDP stimmte dem zu, indem er hinzufügte, dass es in Zeiten des Klimawandels auch darum ginge, auf sein eigenes Verhalten zu achten.

Ein Schüler wies darauf hin, dass man unter diesem Gesichtspunkt auch in Marburg etwas ändern müsse, da viele Ampeln nachts nicht ausgeschaltet würden und daher viel Strom verbraucht würde und man in der Stadt mit dem Auto zu oft an roten Ampeln halten müsse, wodurch ein höherer Ausstoß von CO2 produziert würde.

Der Vertreter der CDU erwiderte, dass eine entsprechende Problemlösung schon in Planung sei und es bald "grüne Wellen" in der Innenstadt geben solle.




Die Podiumsdiskussion wurde mit einem kleinen Ausblick auf die Kommunalwahlen beendet und jeder der fünf Jungpolitiker hatte noch einmal Gelegenheit, die für ihn wichtigsten Ziele und Programmpunkte seiner Partei zu deklarieren.

Wenn es auch aufgrund der Zeitbegrenzung auf zwei Schulstunden nicht möglich war, die Themen in einer größeren Diskussionsrunde zu vertiefen, so gelang es den beiden Moderatoren doch gut, mithilfe interessanter Frage- und Problemstellungen in die verschiedenen Themen einzutauchen, so dass die Zuhörer einen Überblick über die Einstellungen der Marburger Jungparteien erlangen konnten.

zurück
Europäische Union - Europawahl (2009)
Jugendaktionstag Europa
von Steffen Boßhammer, Stufe 12
In Anbetracht der am 4. und 7. Juni 2009 stattfindenden Europawahl fand am Donnerstag, dem 19. März 2009, erstmalig ein Europatag am Gymnasium Philippinum statt, an dem die Schülerinnen und Schüler der Stufe 12 teilnahmen.

Der "Europatag an Schulen" ist eine bundesweite Initiative, um junge Menschen intensiver für Europa und die damit verbundene Politik zu interessieren. Vor dem Hintergrund der anstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament bekommen solche Projekttage selbstverständlich zusätzlichen europäischen Rückenwind. So hat auch das Philippinum den Tag am 19. März als willkommenen Anlass gesehen, um die Schüler mit der europäischen Politik und den entsprechenden Institutionen, besonders aber dem Europäischen Parlament, vertraut zu machen. Diese Veranstaltung wird bundesweit von der Europäischen Kommission und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend möglich gemacht.

Organisiert werden diese Veranstaltungen durch die "Bürger Europas e.V.".

Zu Beginn des Vormittages fanden sich die Schülerinnen und Schüler im Kultidrom ein, wo sie von Herrn Stein, dem Schulleiter, begrüßt wurden. Neben Vertretern der Bürger Europas e.V. fanden sich an diesem Tage auch der Oberbürgermeister der Stadt Marburg, Herr Vaupel, und auch der SPD-Landtagsabgeordnete, Herr Spieß, am Philippinum ein.

Nach einer einleitenden Videoeinspielung unter dem Thema "Sag Europa deine Meinung", in der es um die gemeinsame Gestaltung Europas ging, informierte Herr Spieß die Schülerinnen und Schüler über die Europapolitik in Hessen. Anschließend berichtete Herr Vaupel über die Einwirkung der europäischen Politik in Marburg. Interessanterweise, so ließ er verlauten, sei der geographische Mittelpunkt Europas vor der Osterweiterung nur wenige Kilometer von Marburg entfernt gewesen.

Anschließend konnten die Anwesenden in Bezugnahme auf die vorgestellten "Kurzreferate" Fragen stellen oder eigene Meinungen äußern. Nach einer intensiven Diskussion, unter reger Beteiligung der Schüler, über Themen wie beispielsweise Sprache oder die Frage, ob Europa zu einem einheitlichen Staat zusammenwachsen solle beziehungsweise der Frage nach Bürgerbeteiligung in Form von Abstimmungen, wurde den Schülern ein weiteres "Highlight" der Veranstaltung offenbart: eine Probewahl zum Europäischen Parlaments durch die anwesenden Schüler. Entscheiden musste man auf den ausgeteilten Stimmzetteln zwischen den Parteien CDU, SPD, DIE GRÜNEN, FDP, den LINKEN und den ANDEREN. Bevor jedoch die Stimmzettel in eine extra bereitgestellte Wahlurne geworfen wurden, gab es einen Wahlspot, der besonders auf Erstwähler ausgerichtet war. Die Bekanntgabe der Ergebnisse sollte am Spätvormittag in der Abschlussveranstaltung im Kultidrom stattfinden.

Nach einer kurzen Pause fanden sich die Schüler in vier verschiedenen Workshops ein.

Um die Schülerzahl besser bewältigen zu können, wurden die Schüler in Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe besuchte unter Aufsicht eines Lehrers zwei verschiedene Workshops.
Die 12er Musikkurse besuchten nur eine Veranstaltung, da sie sich nach der einleitenden Veranstaltung mit ihren Musiklehrern zurückzogen, um für die Abschlussveranstaltung eine kulturelle Darbietung einzustudieren.

In der ersten Arbeitsgruppe gab es ein Online Wissensspiel gegen eine andere Klasse aus Berlin, in welchem die Schüler ihr Wissen im Bereich Politik, Wirtschaft, Kultur und Jugend mit 12 Fragen in 2 Schwierigkeitsstufen überprüfen konnten. Ein weiterer Workshop beschäftigte sich mit der EU im Brennpunkt der Globalisierung. Wie auch der vorige Workshop wurde auch dieser von einem Mitglied der Bürger Europas e.V. geleitet. Diese Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit den Grundlagen der EU (z.B. Gründung, Länder, Erweiterungsprozess). Ein weiterer Workshop informierte die Schüler über die anstehende Europawahl am 7. Juni diesen Jahres. Geleitet wurde dieser von Dr. Walter von der Philipps - Universität.

Eine weitere Veranstaltung, die von den Bürgern Europas geleitet wurde, war das European Online-Learning, in der den Schülern eine interaktive Jugendwebsite zum Thema Europäisches Parlament vorgestellt wurde.

Abschließend trafen sich alle Anwesenden im Kultidrom, wo es zu der Bekanntgabe der Wahlergebnisse kam. Von 69 abgegebenen Stimmen waren zwei ungültig. Die übrigen 67 teilten sich wie folgt auf:

"Wahlsieger" der Probewahl waren mit 24 Stimmen DIE GRÜNEN. Dicht gefolgt von der SPD mit 22 Stimmen. Ein Siebtel aller Stimmen bekam die CDU, während die FDP und die ANDEREN 5 Stimmen erhielten. "Schlusslicht" der Wahl waren die LINKEN mit einer Stimme.

Bevor es zu der Verabschiedung und einem kleinen Feedback kam, stellten die Schülerinnen und Schüler der Musikkurse ihre einstudierte kulturelle Darbietung vor: Die Europäische Nationalhymne, welche von den Schülerinnen und Schülern instrumentell und sängerisch präsentiert wurde.

Im Namen aller Schüler möchte ich mich an dieser Stelle bei allen Verantwortlichen, besonders bei den organisierenden PoWi- Lehrern sowie allen anderen freiwilligen Helfern, aber auch für die Anwesenheit von Herrn Vaupel und Herrn Spieß bedanken. Der größte Dank gilt aber den Vertretern der Bürger Europas e.V., welche diesen Tag erst möglich gemacht haben.

detailliertes Programm ...

zurück
Mehr direkte Demokratie wagen? (2008)
Podiumsdikussion mit Dr. Volker Mittendorf

Vincent Nierwetberg



Am 14.05. bot sich den PoWi-Kursen der Jahrgangsstufe 12 unserer Schule die Gelegenheit, nach Art einer Podiumsdiskussion, organisiert von Dr. Rube-Vestweber und einigen Schülern aus seinem PoWi-LK, mit einem Experten, dem Politologen Dr. Volker Mittendorf von der Uni Wuppertal, die Vorzüge und die Problematik der direkten Demokratie eingehend zu erörtern.

Nach der offiziellen Begrüßung durch unseren Schulleiter und einen Schüler des PoWi-Lk eröffnete Dr. Mittendorf die Veranstaltung mit einer Präsentation, welche dazu beitrug, die Schüler zunächst grundlegend über das Gesprächsthema zu informieren.

Der Referent sprach von der attischen Demokratie, die als Ursprung der direkten oder der Demokratie überhaupt angesehen werden kann. Schon damals sei deutlich geworden, dass man eine Art Volksversammlung/Parlament benötigt, um eine Demokratie wirkungsvoll umsetzen zu können.

Weiter erfuhren die Schüler, die für eine Doppelstunde lang zusammengekommen waren, dass wesentliche Vorteile der direkten Demokratie darin liegen, dass sie die öffentliche Diskussion und das Interesse an Politik anregen kann, da die einzelnen Bürger ihre Souveränität direkter anwenden können. Außerdem sei so auch gewährleistet, dass Minderheiten stets in der Lage sind, durch die bereitstehenden Mittel der direkten Demokratie (auf Landes- und Kommunalebene: Bürgerbegehren und Bürgerentscheid) Kritik an politischen Entscheidungen zu äußern, die dann von der Gesellschaft auch beantwortet werden müsse. Grundlegend sei nämlich zu beachten, dass das Argument vieler Politiker "es gibt keine Alternative" in den seltensten Fällen zutreffend sei. Vielmehr dürfe man das Volk als Souverän des Staates nicht soweit entmündigen, dass sich seine politische Einflussnahme nur noch durch Wahlen im Zeitraum von vier oder fünf Jahren äußert. Schließlich zeige sich die politische Hilflosigkeit und Frustration vieler Bürger ja heutzutage darin, dass Extremparteien wie die NPD, die DVU oder die Republikaner wieder vermehrt Stimmen sammeln könnten. Auch die gleichmäßige Verteilung von Macht auf alle Staatsbürger sei eine positive Auswirkung, die direkte Demokratie mit sich bringt.
Mittendorf schloss seinen Vortrag mit der Feststellung, dass in Bund und Ländern allerdings noch einiges geschehen müsse, um diese Vorzüge genießen zu können. Die Anforderungen, die erfüllt sein müssen, um die Elemente direkter Demokratie zu nutzen, seien in Deutschland und Hessen derzeit kaum zu erfüllen, was sich auch in der geringen Anzahl der Bürgerbegehren und Bürgerentscheide in der Geschichte der Kommunen und Ländern widerspiegele.

Bestens informiert begann daraufhin eine lebhafte Diskussionsrunde, in der jeder die Gelegenheit bekam, seine Fragen, Ideen und seine Kritik innerhalb von drei Gesprächsblöcken (Rolle des Bürgers/Kompetenzfrage, Auswirkungen der direkten Demokratie auf die Einstellung der Bürger zur Politik, Konkrete Umsetzung in Deutschland/Mischformen) offen zu äußern.

Dabei wurde z.B. erörtert, wie sinnvoll ein Bürgerbegehren gegen das Verbot von Abiparties in Marburg wäre oder ob der Bürger auch in Fragen der Finanz- und Haushaltspolitik direkten Einfluss auf die politischen Entscheidungsträger haben sollte. Ebenso wurden viele Gefahren, die die direkte Demokratie mit sich bringt, erkannt und deutlich zum Gespräch gebracht.

Schließlich verließen die Schüler die alte Cafeteria mit dem Gefühl, als Ergänzung zu dem theoretisch ausgerichteten Unterrichtsgeschehen auch einmal an unmittelbaren Erfahrungen aus der Praxis teilgehabt zu haben.

Direkte Demokratie (2006)
Die Fachschaft Politik und Wirtschaft bot ihren Schülern die Möglichkeit Fragen zur Politik und im Besonderen zur Diskussion um die direkte Demokratie auch mit einem Politiker zu klären und ihn nach seinen Erfahrungen zu befragen. Am Mittwoch, den 22.02.06, fand für die Jahrgangsstufe 12 ein "PoWi"- Unterricht der ganz besonderen Art statt. Der SPD- Bundestagsabgeordnete Sören Bartol stand den Schülerinnen und Schülern eine Doppelstunde lang für die unterschiedlichsten Fragen zur Verfügung.

Sören Bartol mit Herrn Dr. Rube-Vestweber und Herrn MaierDer thematische Schwerpunkt lag vor allem bei der Streitfrage um die Direktdemokratie und andere Möglichkeiten sich, außer an Wahlen, aktiver an der Politik zu beteiligen. Es wurde deutlich, dass Volksabstimmungen, die es im Bund nur in einer einzigen Frage - bei Ländergrenzenverschiebung - gibt, nur in einigen Bereichen durchführbar wären. Es gibt viele positive und negative Aspekte, die gegeneinander abgewogen werden müssten. Ein Gesetzesentwurf zu direktdemokratischen Elementen in unsere Verfassung befände sich nach Ablehnung durch den Bundestag bereits wieder in Prüfung. Er bezweifelte allerdings, dass im Moment eine Mehrheit im Bundestag für diese Änderung vorhanden wäre. Eine Möglichkeit zur politischen Mitbestimmung bildet auf Landesebene das Volksbegehren.

Sören Bartol räumte jedoch ein, dass es in Hessen fast unmöglich sei, dies durchzuführen. Für ein Volksbegehren müsste man innerhalb von 14 Tagen die Unterschriften von 20% der wahlberechtigten Bürger sammeln. Ein Schüler gab zu bedenken, dass es einen Machtverlust für ihn und seine Kollegen bedeuten würde, wenn das Volk mehr mitentscheiden würde. Bartol verteidigte seine Zunft, da Politiker zwar wirklich einen kleinen Teil ihrer Macht abgeben müssten, allerdings auch unbequeme Entscheidungen treffen müssten, die vielleicht nicht von der Mehrheit der Bevölkerung getragen würden, aber langfristig nötig seien. Als problematisch sah Bartol vor allem die zunehmende Individualisierung der Bürger. Nicht nur die Wahlbeteiligung gehe zurück, sondern auch die Zahl der Mitglieder in Parteien und Vereinen, wobei er zugab, dass viele Politiker die Bürger und ihr politisches Interesse unterschätzten. Dies solle jedoch nicht heißen, dass die Jugend unpolitisch sei. Vielmehr meinte er, empfänden junge Menschen die festgefahrenen Strukturen in den Parteien als etwas altmodisch. Sie fühlten sich dort nicht mehr sehr gut aufgehoben.

Besonderes Interesse zeigten die Schülerinnen und Schüler bei den aktuellen Themen. Im zweiten Teil der Veranstaltung ging es sowohl um regionale wie um nationale Dinge, wie z. B. der in der Stadt sehr umstrittene Bau des Bordells oder die Kürzung des Geldes um 20% für Hartz IV- Empfänger unter 25 Jahren. Auch der Einsatz der Bundeswehr im Inneren war ein Thema. Er sei sich zudem nicht sicher, wie der Bundestag entscheiden würde, wenn es im Ernstfall um den Abschuss eines Flugzeuges bei Terrorwarnung ginge. Letzten Endes stellte sich heraus, dass die zwei Stunden, welche zur Verfügung standen, viel zu kurz waren, um die zahlreichen Fragen aller Schüler zu beantworten.


Anna Maria Boulnois und Patricia Kutsch




Seitenanfang© Tobias Meinel, Gymnasium Philippinum, Leopold-Lucas-Straße 18, 35037 Marburg,
Tel.: 06421-931805, Fax: 06421-931804 | Zuletzt aktualisiert: 21.04.2009
Keine Verantwortung oder Haftung für den Inhalt von externen Links