"Hic Rhodus, hic salta!" Dies galt am Mittwoch, dem 1.3.2006 für Bernd Kaftan, der außerhalb seines heimischen Territoriums des Landestheaters Göttingen eine Sonderaufführung des Theaterstücks "Woyzeck" von Georg Büchner für die Jahrgangsstufe 12 des Gymnasium Philippinum zum Besten gab.
Das Spiel "Woyzeck" handelt von einem jungen Soldaten, der durch äußere Umstände und innere Konflikte zum Mörder seiner Geliebten Marie wird.
Das Besondere an dieser Aufführung bestand darin, dass Regisseur Stefan Dehler in Zusammenarbeit mit den Mitwirkenden eine "one-man-show" konzipiert hatte. Alle waren zufrieden.
In einer seiner Rollen als Schaubudendarsteller führte Bernd Kaftan durch das Fragment gebliebene Stück. Beispielsweise schlüpfte er in die Rollen des Arztes, der den Protagonisten durch Experimente quält, Maries und Woyzecks, deren Dialogpartner dann mittels Wäsche an Kleiderbügeln dargestellt wurden. Dabei gelang es ihm, die anfangs etwas gewöhnungsbedürftige Idee fesselnd und amüsant umzusetzen. So blieb auch das Publikum nicht von einer Einbeziehung in das Theaterstück verschont. Ein Schüler gar wurde vom Darsteller per Blickkontakt fixiert und in den Dialog eingebunden.
Die teils komödiantische, teils mysteriöse Stimmung, die etwa durch die Figur des Schaustellers wie auch die bunt gezeichneten Charaktere erzeugt wurde, trug zum Erfolg der Aufführung bei, die ihre Bestätigung in jubelnden Applaus fand. Dabei lobte der Schauspieler auch das meist aufmerksame Publikum.
Als Wermutstropfen bleibt jedoch das allem Anschein nach nicht allseits vorhandene Theaterverständnis auf Seiten der Schülerschaft festzuhalten. So gaben sich einige Schüler unter anderem die Blöße, den Vortrag des Schauspielers durch Unterhaltungen zu stören.
Ungeachtet dieses Zwischenfalls führte Bernd Kaftan sein Programm wohlgemut durch und bestach durch Souveränität in der Verkörperung der verschiedenen Rollen, die ihresgleichen suchte. Vor allem gelang es ihm, für jeden Charakter individuelle Züge zu zeichnen und somit ein angenehm anderes Schauspiel zu bieten. Wider Erwarten wurde die Homogenität des Stückes nicht gefährdet.
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Im Anschluss an die Aufführung stellte sich Regisseur Stefan Dehler zur Verfügung, um, gemäß dem Grundsatz "ultra posse nemo obligatur", anstelle von Kaftan (dieser war inzwischen aus Erschöpfungsgründen bereits auf dem Heimweg) Fragen der Schüler zu Stück und Umsetzung zu beantworten. So stellte sich für die Anwesenden heraus, welche tiefgründigeren Ideen sich hinter den optisch leicht zu erkennbaren Merkmalen und einfachen Requisiten, teils aus dem Keller Kaftans stammend, verbargen.
Stellvertretend bedanken wir uns beim Förder- und Freundeskreis des Philippinum, der durch eine großzügige Spende einen Rabatt für uns Schüler durchsetzte und diese Sondervorstellung letztendlich erst ermöglichte. Angesichts der intimen Atmosphäre während dieser Vorführung im Kultidrom Philippini dürften Theaterfreunde vor Neid erblassen.
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