Tipps und Tricks
Einleitung

Die Klassen 9 des Gymnasium Philippinum absolvierten in der Zeit vom 14.01.2003 bis 29.01.2003 ihre Betriebspraktika, die den Schülern einen Einblick in die Berufswelt gewähren sollten und deren Ergebnisse nun hier in Form von Auszügen der Praktikumsberichte einzusehen sind. Das Ziel dieser Seite ist unter anderem auch, den zukünftigen Praktikanten Tipps zu liefern, die im Vorfeld sowie während des Praktikums von Nutzen sein können.

Nützliche Tipps

Zur Wahl des Arbeitsplatzes:
- suche dir einen Arbeitsplatz aus, an dem interessante Arbeiten auch für Praktikanten zu erledigen sind. Kaffeekochen mag zwar körperlich wenig fordernd sein, aber auf die Dauer ist dies doch etwas langweilig.
- bewerbe dich möglichst früh um deinen potenziellen Arbeitsplatz, da der Andrang erfahrungsgemäß sehr hoch ist.

Zur Vorbereitung und Durchführung des Berichtes:
- beginne möglichst früh mit den Arbeiten an deinem Praktikumsbericht, da in meiner Klasse so mancher die letzte Nacht nutzen musste, um den Praktkikumsbericht fertigzustellen.
- lasse deinen Praktikumsbericht von jemand anderem korrekturlesen, da man nach einer längeren Beschäftigung mit dem Text diesen nahezu auswendig kennt und einem das Fehlerfinden dadurch erschwert wird.
- schreibe grundsätzlich alles auf, was du an Informationen erhältst, da es kompliziert ist, sich nach einer Woche an jeden einzelnen Punkt zu erinnern.

Auszüge aus dem Praktikumsbericht


Warum gerade diese Textstellen?

Als wichtiges Kriterium für die Auswahl dieses Textes erschien mir der Aspekt, dass man verifizieren kann, ob die Erwartungen mit den Schlussbetrachtungen übereinstimmen oder ob die Erwartungen zu utopisch oder zu moderat waren. Ein weiterer wichtiger Teilaspekt war für mich die generelle Information über meinen Arbeitsplatz, welche möglichst knapp ausfallen sollte.

Erwartungen an das Betriebspraktikum

Für mein Betriebspraktikum wählte ich eine Institution, die mir wohl bekannt ist:

die Gerhart-Hauptmann Grundschule in Marburg. Nach meiner vierjährigen Grundschulzeit kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass die Bilanz dieser Zeit als durchweg positiv einzustufen ist. Wie aber kommt man zu dem "Endprodukt" Schüler, der nicht nur in der Lage ist, auch über komplizierteste Sachverhalte selbstständig nachzudenken und diese dann auch zu lösen, sondern sich auch mit den verschiedensten Konfliktsituationen adäquat auseinandersetzen kann? Diese zentrale Frage wirft mehrere Kernfragen auf. Wie zum Beispiel wird die Lernmethodik angewandt? D.h., nach welchem Schema wird zur Vermittlung von Stoff vorgegangen?

Ich hoffe außerdem zu erfahren, auf welche Weise die zu lehrenden Werte Disziplin und Respekt gegenüber dem Lehrkörper zu vermitteln sind. Bedarf es dazu autoritärer Maßnahmen wie Normen, deren Realisierung auch Sanktionen im Falle eines Verstoßes einschließt? Wie stark sind die Unterschiede der Rolle eines Grundschülers im zweitem Jahr zu einem Kind, das bisher noch nicht die Schule besucht hat, bzw. einen Kindergarten besucht? Sind die Schüler nach 1 ½ Jahren Grundschule in der Lage, sich in ihre neue Rolle einzufinden? Kommt es zu einer Klassifizierung der Klassengemeinschaft durch das viel verschiedene Leistungspotenzial, oder wird gerade dadurch die Verbundenheit untereinander gefestigt, da leistungsfähigere Schüler den nicht so leistungsfähigeren Schülern beim Erfassen diffiziler Sachverhalte weiterhelfen? Hier eröffnet sich mir eine weitere Frage. Wie unterschiedlich das Verhältnis einzelner Schüler unter sich aber auch zu den Lehrern ist, dürfte jedem Schüler hinreichend bekannt sein. Es wäre für mich von großem Interesse nun zu erfahren, wie das Verhältnis der Lehrer untereinander ist.

Da ich in der Zeit des Betriebspraktikums allerdings auch am Unterricht einer Vorklasse teilhaben darf, ergeben sich zweifelsohne andere Fragen für Kinder dieser Gemeinschaft:

Die zentrale Frage ist natürlich, auf welche Art und Weise die Kinder dieser Vorklasse auf ihr erstes Schuljahr in der pädagogischen Institution Grundschule vorbereitet werden. Dies ist auch für mich neu, da ich den Bereich der Vorklasse dieser Schule noch nicht besucht habe. Ich mutmaße, dass dort das schulische Lernen nicht vorweggenommen werden soll, da dies zu Lasten anderer Entwicklungsaufgaben ginge, die ursprünglich zu realisieren wären. Viel mehr gilt es, neben der Förderung von Intelligenz und Spezialbegabungen, dafür zu sorgen, dass etwaige Entwicklungsrückstände ausgeglichen und gemildert werden, um so den erfolgreichen Übertritt auf die Grundschule zu gewährleisten.

Wesentliche Informationen über die Gerhart-Hauptmann-Schule

Die Gerhart-Hauptmann-Schule ist eine ein- bis zweizügige Grundschule (90-130 Schüler) mit angegliederter Vorklasse und Betreuungsangebot, deren Schülerschaft sehr heterogen zusammengesetzt und durch eine große Vielfalt der Lebensumstände geprägt ist: Kinder, die sehr viel Unterstützung und Geborgenheit erfahren, und Kinder, die diese nicht oder nur sehr wenig erfahren; Kinder, die beim Erfassen diffiziler Lerninhalte keine Probleme haben oder sogar gelangweilt sind, sowie Kinder, die selbst nach mehrmaliger Erklärung der Sachverhalte nur mit außerschulischen Erläuterungen sowie regelmäßigen Wiederholungen von und mit Eltern oder anderen qualifizierten Personen den Lernstoff auffassen können; Kinder, die stundenlang vor dem Fernsehen oder an der frischen Luft ihre Freizeit verbringen; Kinder, die sich selbstbewusst geben, und Kinder, die eher eingeschüchtert wirken; Kinder mit schweren Konzentrationsstörungen und Kinder, die begeistert mitarbeiten und den Unterricht voranbringen.

Der Schriftsteller Franz Kafka kritisierte einst die durch die Schule angestrebte Gleichmacherei, das Außerachtlassen von individueller Begabung und Veranlagung. Dabei sprach Kafka vom Versuch der Schule, "die Eigentümlichkeit eines Menschen zu verwischen" (gemeint ist die Individualität, das Besondere eines Menschen, Anm. des Autors). Ebenfalls ein scharfer Kritiker des Schulsystems war George Bernard Shaw, nach dessen Auffassung die Schule den Schülern nichts außer physischem Mut im Sport vermittele "aber aller moralischer Mut wird ihnen bestimmt ausgetrieben". Um diesen Eindruck vom Ziel einer Schule zu entkräften, ja ihn sogar zu falsifizieren, publizierte die Gerhart-Hauptmann-Schule eine Abfassung über die Lernkultur "Vielfalt und Gemeinsamkeit", welche die erfolgreiche Applikation der Didaktik inner- und außerhalb der Schule näher erläutert. Eine Passage lautet wie folgt:

"Die Kindheit des einen Kindes nur bedingt der des anderen. Den unterschiedlichen Erfahrungen in der Familie, in ihrer Umwelt, im Kindergarten und im Umgang mit Medien, die Kinder in ihrer Entwicklung machen, muss sich unsere Schule stellen; sie im Unterricht aufgreifen, differenzieren und erweitern. Dabei ist jedes Kind in seiner Individualität zu achten, mit seinen Stärken und Schwächen, seinen Lernmöglichkeiten und Lerninteressen ernstzunehmen. Neben der Vermittlung traditioneller Kulturtechniken wie Lesen - Schreiben - Rechnen - Welterkunden, Singen - Malen - Spielen - Turnen gilt es, das selbstständige und eigenverantwortliche Lernen sowie das gemeinschaftsbezogenen Handeln - Zusammenarbeit - Kompromissbereitschaft - Hilfsbereitschaft - Fairness zu vermitteln. Anknüpfend an den unterschiedlichen Wissens- und Erfahrungsstand der Kinder zielt die Aufgabe unserer Schule auf die Vermittlung grundlegender Ziele wie Erhaltung des Selbst- und Umweltvertrauens, Unterstützung der Lernfreude und Leistungsbereitschaft und Stärkung der sozialen Verantwortung, damit die Kinder den Herausforderungen des Lebens gewachsen sind."

Wie diesem Auszug zu entnehmen ist, werden die von Kafka und Shaw angesprochenen Probleme aufgegriffen und konsequent gelöst. Bedingt durch die Zusammensetzung der Schülerschaft ist bei der Arbeit an der Gerhart-Hauptmann-Schule ein hoher Grad an innerer Differenzierung gefragt. Allerdings hat auch der Bereich des sozialen Lernens seine Daseinsberechtigung und findet demzufolge jeden Schulvormittag statt. Kompetente Fachkräfte unterstützen die Klassenlehrerin in den Bereichen künstlerisch-musische Erziehung sowie sonderpädagogischer Förderung. Ein Meinungsaustausch mit Kolleginnen anderer Schulen und Institutionen findet hier genauso regelmäßig statt wie das Ansprechen und Erörtern von Problemen und deren Lösung in Pausen, im Anschluss an den Unterricht, bei Dienstbesprechungen sowie auf Fortbildungsveranstaltungen. Ausschlaggebend für die positive Gesamtsituation an der Gerhart-Hauptmann-Schule ist die Verlässlichkeit, die Kollegialität in der Lehrerschaft untereinander. Als ein "Haus des Lernens" definiert die Gerhart-Hauptmann-Schule ihr Ziel, als Ort zu existieren, wohin die Schüler gerne gehen, ein Ort, "den sie bereichert durch neue Erfahrungen und Kenntnisse verlassen, dazu motiviert, neue und andere Orte des Lebens kennenzulernen." (Bildungskommission NRW, Zukunft der Bildung - Schule der Zukunft 1995 S. 78)

Schlussbetrachtung des Betriebspraktikums

A posteriori betrachtet, war das Betriebspraktikum, das mir eine Menge neue Erfahrungen eingebracht hat, sowohl über den Betrieb Grundschule am Beispiel der Gerhart-Hauptmann-Schule als auch über die geforderten Eigenschaften wie Pünktlichkeit, akkurates Arbeiten, Belastungsfähigkeit usw., eine schöne Erfahrung, an die ich mich später gerne erinnern werde.

Im Vorfeld des Betriebspraktikums hatte ich bereits anspruchsvolle Erwartungen an die Gerhart-Hauptmann-Schule gestellt, die den Erwartungen nicht nur entsprach, nein, sie übertraf sie sogar um einiges. So hätte ich z.B. nicht damit zu rechen gewagt, eine eigene Unterrichtstunde zu halten. Noch weniger damit, dass die Schüler das Thema so schnell verstünden und mich so freundlich und offenherzig empfingen.

Auch das Arbeitsklima der Gerhart-Hauptmann-Schule überraschte mich sehr. Ich hatte mir ursprünglich ein eher angespanntes Betriebsklima vorgestellt, da ich den pädagogischen Beruf als einen sehr anstrengenden erachte und mit einer entsprechenden negativen Beeinflussung des Arbeitsklimas rechnete. Doch dem war nicht so. Die gesamte Belegschaft war immerzu freundlich und entgegenkommend, gewährte mir sehr viele verschiedene Einblicke in die diversen Tätigkeiten und betreute mich sehr gut.

Das Betriebspraktikum hat mir nicht nur bei einem Einblick in den Beruf, den ich später einmal ausüben möchte, verschafft, es differenzierte diese Einblicke sogar dahingehend, dass ich nun ausschließen kann, einen Beruf mit sozial-pädagogischem Schwerpunkt (in diesem Falle Vorklasse) anzustreben. Wenn das Praktikum manchmal auch sehr anstrengend war, so kann ich doch sagen, ein gelungenes Betriebspraktikum mit vielen verschiedenen Einblicken absolviert zu haben.

David Schindler



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