tschechische Stipendiaten am Philippinum!
–> Formular für interessierte Gastfamilien
Wenn die Tage in einem neuen Jahr wieder länger werden und Herr Hermann an die Türen der Klassen 9 bis Q2 klopft, wissen viele Schüler*innen (SuS) schon, worum es mal wieder geht: Herr Hermann sucht Gastgeberfamilien für junge Menschen aus Tschechien, die vom Pädagogischen Austauschdienst (PAD, Bonn) im Rahmen des Programms „DeutschlandPlus“ für ein Sprach-Stipendium nach Marburg eingeladen werden, in diesem Jahr für den 2-wöchigen Zeitraum vom 17. August bis 1. September 2019.
Worum geht es dabei eigentlich? – Was nützt mir das? – Entstehen da etwa auch noch Kosten?
Beim dem zweiwöchigen Programm handelt es sich NICHT um einen Schüleraustausch, sondern um den Besuch tschechischer SuS, der voll und ganz vom PAD finanziert wird, aus dem aber in früheren Jahren immer wieder lang anhaltende Freundschaften zwischen Phille-Schülern und ihren tschechischen Gästen mit weiteren Besuchen und Kontakten auf Privatebene hervorgegangen sind. Das Programm ist eine einmalige Gelegenheit, den Blick mal auf eines unserer östlichen Nachbarländer zu werfen und vom Alltag der Menschen und der Jugend in einer vergleichsweise jungen Demokratie zu erfahren. Normalerweise sind die Nachrichten im Fernsehen und das Interesse unserer Gesellschaft ja eher auf westliche Länder wie die USA, Großbritannien, Frankreich usw. gerichtet, wohingegen sich unser Wissen über z.B. Tschechien in Grenzen hält und nur allzu oft auf Vorurteile beschränkt.
Wer kommt da überhaupt? – Was ist so besonders an diesen Schülerinnen und Schülern?
Bei den Gruppen aus Tschechien handelt es sich um 25 „handverlesene“ SuS im Alter von etwa 16-17 Jahren aus allen Teilen des Landes, fast jede/r von einer anderen Schule. Die meisten von ihnen lernen sich erstmals kennen, wenn sie sich zu Beginn der Sprachreise in Prag treffen, um von dort mit dem Bus nach Marburg zu reisen. Es sind junge Menschen wie ihr, die Spaß am Leben haben und neue Leute und Dinge kennenlernen wollen. Die meisten lernen schon seit Beginn ihrer Gymnasialzeit (manchmal auch schon seit der Grundschule) mit großem Erfolg die deutsche Sprache und beherrschen diese wirklich schon sehr gut. Deshalb sind sie an ihren Schulen, an denen sie vielfach das Deutsche Sprachdiplom (DSD) anstreben, das ihnen später den Zugang zu deutschen Studienkollegen oder Hochschulen ermöglicht, von ihren Deutschlehrern für dieses Stipendium sorgfältig ausgewählt, sozusagen „handverlesen“ worden, wobei weitere entscheidende Kriterien neben der Sprachkompetenz auch charakterliche Eigenschaften wie Zuverlässigkeit, Offenheit, Ehrlichkeit, Teamfähigkeit und Anpassungsfähigkeit sind. Unter diesen Voraussetzungen werden sie durch den PAD für ihre guten Leistungen und ihr tadelloses Auftreten quasi mit einer Sprach- und Begegnungsreise belohnt.
Dieses Programm, seit kurzem „DeutschlandPlus“ genannt, gibt es schon seit rund 60 Jahren. 1976 kamen die ersten Stipendiaten, damals aus Schweden ans Philippinum, seit 1997 kommen unsere Gäste aus Tschechien. Damit blickt das Phille als eine von ganz wenigen Schulen in Deutschland auf eine über 40jährige ununterbrochene Tradition in diesem Programm zurück!! Einzelheiten zum Programm lest ihr in den folgenden Abschnitten.
Worauf lasse ich mich ein, wenn ich einen Gast aufnehme? – Muss ich ihm/ihr ein eigenes Zimmer zur Verfügung stellen? – Was bringt mir das eigentlich? – Muss ich mich da den ganzen Tag um meinen Gast kümmern und vielleicht auch noch Tschechisch lernen?
NEIN! Die Tschechen können so gut Deutsch, dass sie alle Alltagssituationen hier bei uns ohne große Probleme meistern. Das kann ich ohne Übertreibung behaupten, denn ich habe in meiner langen Zeit am Phille viele Gruppen aus ganz unterschiedlichen Ländern kennengelernt, die fast nie jene Sprachfähigkeit mitbrachten wie die Tschechen. Aus diesem Grund sind letztere äußerst selbständig und können einem eigentlich gar nicht zur Last fallen. An freien Nachmittagen gehen sie auch mal alleine in die Stadt und finden sich leicht zurecht, weil sie immer jemanden um Hilfe bitten können. Durch den PAD erhalten sie für die Zeit ihres Aufenthaltes in Marburg Fahrkarten für Bus und Bahn, sind somit jederzeit mobil und müssen nicht ständig von den Eltern Taxidienste in Anspruch nehmen. Ein eigenes Zimmer beanspruchen sie nicht – aber es kann natürlich von Vorteil für Dich und Deinen Gast sein, wenn man sich mal in sein eigenes Zimmer zurückziehen kann. Eure Gastfreundschaft „entlohnt“ der PAD übrigens mit Tagessätzen von 25 Euro pro Gast – das ist ein nettes Sümmchen, das da zusammen kommt, aber ich weiß auch aus Erfahrung, dass es nicht die Aussicht auf das Geld ist, das unsere SuS und ihre Eltern für das Programm motiviert. Es ist vielmehr die Aussicht auf einen internationalen Kontakt, der einem anderswo auf diese Weise nicht geboten wird, zumal mit einem Land, in das zu reisen es sich auf jeden Fall später lohnt – nur eben auf privater Basis. Freundschaften zwischen unseren SuS und jungen Leuten aus Tschechien hat es jedenfalls in den letzten Jahren zuhauf gegeben.
Was machen die Tschechen den ganzen Tag? – Und wer bezahlt das alles?
In der Regel gehen die Tschechen jeden Morgen mit euch in die Schule. Wenn ihr erst später Unterricht habt oder eher nach Hause gehen könnt, fahren/gehen die Tschechen eben alleine zur Schule oder nach Hause. Sie haben ja ihre eigene Fahrkarte. Meistens haben sie vormittags sechs Stunden Unterricht: deutsche Sprache, Grammatik, Wortschatz; außerdem gibt es Unterricht zu aktuellen politischen Themen, zur deutschen Geschichte, zu Deutschland ganz allgemein, in Musik und Sport. Den Unterricht erteilen meist Lehrer*innen unserer Schule, die dafür vom PAD auch ein bisschen Geld bekommen. Ab und zu können die Tschechen auch mal in den Unterricht eurer Klasse kommen oder in anderen Schulfächern hospitieren. An Schultagen nehmen die Tschechen üblicherweise das Mittagessen in der Schule ein.
Nachmittags gibt es oftmals auch ein Programm, an dem ihr z.T. auch teilnehmen könnt, wenn ihr wollt: gemeinsames Minigolfen oder Bootfahren auf der Lahn, Führungen und Besichtigungen in der Stadt bzw. an der Uni usw. Meistens enden diese Veranstaltungen um ca. 17 Uhr, so dass die Tschechen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln noch nach Hause fahren können. In Ergänzung findet mindestens eine Tagesexkursion statt (voraussichtlich ins Mittelrheintal), zu der ihr vom PAD ausdrücklich eingeladen seid.
Am Abend sind die Gäste logischerweise bei Euch zuhause, und da ergeben sich ganz automatisch Dinge, die man zusammen tun kann: kochen, essen, fernsehen, Radio hören, sich unterhalten, Spiele spielen – vielleicht sogar mal wieder mit der ganzen Familie. Natürlich freuen sich die Tschechen, wenn sie als Teil der Familie behandelt werden und eure Herzlichkeit spüren. Das ginge euch in einer fremden Familie ganz genauso.
An den Wochenenden ist in der Regel kein Programm – da macht man halt, worauf man Lust hat: lange schlafen, spazieren gehen oder auch einen Ausflug, vielleicht mit der ganzen Familie, mal an den Edersee, nach Kassel oder zu Verwandten.
Für das gesamte Programm „DeutschlandPlus“ erhalte ich als Kursleiter vom PAD Geldmittel, die ich für die Unterbringung und Verpflegung (25 Euro pro Tag und Gast), den Unterricht, die ÖPNV-Fahrkarten und die Exkursionen und Unternehmungen ausgeben kann und am Ende peinlich genau abrechnen muss. Das macht ein bisschen Arbeit, aber auch die ist nicht ganz umsonst. Und schon gar nicht, wenn am Ende alle Beteiligten zufrieden und glücklich auf zwei ereignisreiche Wochen zurückblicken, die die Tschechen fast regelmäßig als die schönsten in ihrem bisherigen Leben bezeichnen und die auch die deutschen Familien jedes Mal als große Bereicherung empfinden.
Noch Fragen?
Sprecht mit SuS, die schon mal einen Gast aus Tschechien bei sich aufgenommen haben. Schreibt mir eine Mail (rainerhermann@gmx.de), ruft mich an (Telefonnummer über das Sekretariat) oder füllt das Formular am Anfang des Artikels aus und gebt es bei Frau Hensche oder Herrn vom Schloss ab.