PhilippinerInnen erforschten das Leben von Flüchtlingen

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Die OP berichtete

Oberhessische Presse vom 03.08.2017

Ein Smartphone hilft bei der Orientierung

Kriege, Hungersnöte und immer wieder der Glaube ziehen sich durch die Geschichte als Ursachen für Flucht. Schüler des Gymnasiums Philippinum haben sich mit Flucht im Laufe der Zeit befasst.

Marburg. Menschen sind schon immer geflohen. In der Bibel finden sich entsprechende Berichte, aber auch im Laufe der vergangenen Jahrhunderte bis heute gibt es die Flucht. Der Religionskurs der Jahrgangsstufe 9 des Gymnasiums Philippinum hat daher Fluchtgeschichten unter die Lupe genommen. In Gruppen haben die jungen Geschichtsforscher das Staatsarchiv und die Unibibliothek durchforstet, Zeitzeugen befragt und Videos und Plakate mit ihren Ergebnissen erstellt.

Wie die Schüler für ihr Projekt darstellten, gab es in der Bibel schon zahlreiche Fluchtgeschichten. Die bekannteste ist wohl die des Auszugs von Moses und seinem Volk aus Ägypten.

Erst im vergangenen Jahrhundert – während und nach dem Zweiten Weltkrieg – erlebte Deutschland mehrere Fluchtgeschichten. Während des Nationalsozialismus flohen viele Juden aus Deutschland, etwa nach England oder Amerika.

„Betriebe der Juden werden geschlossen, gehen pleite oder werden verboten“, beschreiben die Schüler, wie die Juden damals ihren Lebensunterhalt verloren. Zudem wurden ihre Synagogen zerstört, die Menschen verachtet und gedemütigt.

Doch das Auswandern  war gar nicht so einfach: „Die Juden konnten nur mit einem Bürgen auswandern“, so die Neuntklässler.

Nach Deutschland wurde auch geflohen: Nach dem Ende des Krieges mussten etwa 14 Millionen Deutsche ihre Heimat in Mittel- und Osteuropa verlassen, wie die Klasse des Philippinum herausfand. „Es war die größte Völkerwanderung seit der Antike.“ Doch die Flüchtlinge seien auch damals nicht überall mit offenen Armen empfangen worden: Die „Fremdenfeindlichkeit der Altdeutschen“ gab es gerade in den ersten Jahren nach der Flucht.

Fluchtgeschichte einer Frau nachgezeichnet

Die Flucht von Millionen Menschen brachte auch Veränderungen nach Marburg, wie die Schüler herausgearbeitet haben: Die Zahl der Katholiken in Marburg habe sich nach Kriegsende fast verzehnfacht, 20 000 Menschen katholischen Glaubens hätten nun dort gelebt. In der Biegenstraße wurde daher mit dem Bau eines neuen, größeren Gotteshauses begonnen.

Die Schüler haben auch die Fluchtgeschichte einer Frau nachgezeichnet, die aus Tschechien vertrieben wurde und auf ihrem langen Weg erst 1966 in Marburg ankam. „Tschechien wollte das Land von Ausländern befreien“, erzählte sie.

Mit wenig Gepäck und ohne Bargeld hätten sie zu Fuß fliehen müssen, konnten nur teilweise in Güterwaggons mitfahren. Um den Bogen zum Thema Flucht in der Gegenwart zu schlagen, haben die Schüler einen Film gedreht und versucht, die Flucht einer Familie heute nachzustellen.

Sie beschäftigen sich damit, was man an Gepäck mitnimmt, wenn man nur wenige Minuten Zeit zum Packen hat und nur wenig tragen kann, und kommen schnell zu dem Schluss, dass ein Smartphone wichtig ist – um Kontakt und die Orientierung zu behalten.

Frauen in Guinea sehr bunt gekleidet

Das Philippinum hat auch eine Flüchtlingsklasse. Für die Religionsschüler bot es sich an, mit den neuen Mitschülern zu sprechen, sich über deren Kultur zu unterhalten. Dabei fanden sie heraus, dass im Irak viele und im Iran alle Frauen ein Kopftuch tragen.

Die Flüchtlinge erzählten, dass Frauen in Iran und Pakistan viel Schminke auftragen und in Guinea sehr bunt gekleidet sind. Auch sprachen sie über Essensgewohnheiten und Gebetszeiten und führten dabei auf, dass Christen meist vor dem Essen, vor dem Schlafengehen und in der Kirche beten, Muslime hingegen zwei Mal morgens, je vier Mal mittags, nachmittags und nachts und drei Mal am Abend – abhängig von Sonnenauf- und Untergang.

von Patricia Grähling

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